Die im Januar begonnene Arbeit eines zehnköpfigen Integrationsteams im Paketzentrum zeigt erste Erfolge
Die Arbeit eines neu gebildeten Integrations-Teams im Logistikzentrum der Unternehmensgruppe Deutsche Post/DHL im Gewerbepark bei Nohra zeigt erste Erfolge. „Am besten zeigt sich das in den abteilungsübergreifenden Gesprächen, die bei uns im Haus Performance-Dialoge heißen“, sagt Michael Schüßler, einer der beiden Verantwortlichen für die hier regelmäßig angebotenen Integrationskurse. „Wenn ich dabei erfahre, dass ein ausländischer Kollege gut arbeitet, dann weiß ich: Wir bewirken etwas.“
Der Komplex mit Paketzentrum, Briefzentrum, Transport und Verteilung ist eine Art kultureller Schmelztiegel – vom Personal her der internationalste Betrieb im Weimarer Land. Deutlich mehr als jeder Zweite im Team, das je nach Saison 200 bis 250 Mitarbeiter umfasst, hat einen Migrationshintergrund. „Aktuell kommen sie aus 42 Nationen“, so Schüßler. Größte Gruppen seien Inder 70, Nigerianer 50 und Eritreer 35.
Zwei deutsche Mitarbeiterinnen kamen auf die Idee, ein Integrationsteam auf die Beine zu stellen: Antje Zündel und Katja Esche suchten einen Weg, um den zum Teil aus Bürgerkriegs-Ländern geflüchteten Kollegen im Arbeitsalltag effektiver helfen zu können. „Es geht um ganz elementare Dinge“, sagt Personaldisponentin Luise Weber, die mit Schüßler die Kurse betreut. „Zum Beispiel, Anweisungen richtig zu verstehen oder sich in der großen Halle des Paketzentrums zurechtzufinden.“ Das mit vielen Abkürzungen gespickte „Post-Deutsch“ muss auch jeder einheimische Neueinsteiger erst lernen – für die Migranten mit oft nur geringen Sprachkenntnissen ist es noch kryptischer.
„Wir haben dann begonnen, Maschinen und Gegenstände zu fotografieren und daraus eine Art Memory-Spiel gebastelt“, so Schüßler. Die Beschäftigung damit gehört inzwischen zum festen Ritual der Integrationskurse, die jeden zweiten Dienstag vor oder nach den Schichten angeboten werden. „Ich habe vorher ein Jahr hier gearbeitet und dann erst gelernt, wie die Geräte heißen“, erzählt Naseer-Ahmad Shams. Der Afghane entwickelt durch die Fortschritte aus dem Kurs jetzt echten Ehrgeiz: Er will den Staplerschein erwerben, sich irgendwann zum Teamleiter weiterbilden. Männer wie er motivieren andere: Lernt besser Deutsch und besucht den Integrationskurs, diese beiden Erfolgsschlüssel tragen sie in den Kollegenkreis.
Neben dem Memory-Spiel hat das zehnköpfige, abteilungsübergreifende Integrationsteam inzwischen auch einen Plan der Pakethalle entwickelt – einfach gehalten, wenig Schrift, viele Symbole, immer mit dem aktuellen Standort versehen. Arbeitsschutz und -organisation, etwa das rechtzeitige Erscheinen vor Schichtbeginn, sind weitere Themen. Darüber hinaus bietet der Integrationskurs auch unbürokratische Hilfen bei Alltagsproblemen an – und die Möglichkeit, einfach mal seine Sorgen auf den Tisch zu bringen.
Das Beispiel von Suim Tesfay dient vielen als Vorbild: Der 28-Jährige aus Eritrea ist seit einigen Monaten ausgebildeter Teamleiter im Paketzentrum. Einer seiner Landsleute beginnt im August eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer – auch da half das Integrationsteam mit.
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